Kunst, Kultur - und das Klima?
Wege zu mehr Nachhaltigkeit

Die eskalierende Klimakatastrophe und der fortschreitende Verlust an Biodiversität stellen alle im Kunst- und Kulturbereich Tätigen vor viele dringende Fragen: Welche Ästhetik ist den Herausforderungen unserer Zeit angemessen? Welche künstlerischen Praktiken können wir (noch) verantworten? Welche Möglichkeiten gibt es, Nachhaltigkeit mit Kreativität in Einklang zu bringen, umweltfreundlich und trotzdem professionell zu agieren, vielleicht sogar Problemen positiv entgegenzuwirken?

Kurzum - kann man im Kulturbetrieb überhaupt nachhaltig und klimaneutral agieren, und wie geht das konkret?

Hier finden Sie eine Reihe von Tipps und Tricks für mehr Umwelt- und Klimaschutz, die sowohl für Künstlerateliers und Werkstätten, als auch für Galerien oder sonstige kleinere Kulturbetriebe anwendbar sind. Mit diesen simplen, aber effektiven Maßnahmen können Sie Ihren CO2-Fußabdruck minimieren, klima- und ressourcenschonend arbeiten und weniger Müll produzieren. Außerdem sparen Sie bares Geld. Gerne dürfen Sie diese Informationen auch teilen, weitergeben und hierher verlinken. Wenn Sie zusätzliche Tipps, praktische Ideen und Anmerkungen haben, freue ich mich auf eine Nachricht unter jreich(at)freenet.de und nehme sie hier gerne auf.

Ich möchte Sie auch gerne auf folgenden Text des Autors Ben Okri hinweisen, der spartenübergreifende Fragen zu Kreativität in der heutigen Zeit diskutiert:
Ben Okri: "Artists must confront the climate crisis – we must write as if these are the last days"
Veröffentlich in: The Guardian, 12.11.2021



DIREKT ZU...:

Gebäudezustand, Standort, Gebäudebetrieb / Zwischennutzung / Extremwetter und Klimaresilienz des Gebäudes / Mikroklima

Strom / Heizung / Klimatisierung / Wasser und Warmwasser

Autofahren / Carsharing / Bahnfahren / Fliegen / ÖPNV etc.

Leihverkehr, Transport / Mobiliar, Installationen / Veranstaltungen / Catering / Besucher, Gäste, Kunden / Online-Möglichkeiten

Mehr Nachhaltigkeit / Ausleihen, Teilen, Tauschen / Secondhand / Reinigung, Wartung, Reparaturen / Qualität lohnt sich / Tipps für gute Qualität

Verschwendung / Materialpflege und Lagerung / Reduce: Sparsamkeit / Tipps und Tricks / Reuse: Wiederverwendung, kreative Zweckentfremdung / Rethink: umweltfreundliche Alternativen / Umweltsünden

War das Kunst, und kann das weg? / Abfall und Wiederverwertung / Sondermüll / Nachlässe






1. GEBÄUDE

GEBÄUDEZUSTAND, STANDORT, GEBÄUDEBETRIEB
Egal ob Atelier, Kleinkunstbühne, Werkstatt oder Galerie: Die größten Potenziale, um CO2-Emissionen und Ausgaben zu senken, liegen eindeutig im Gebäudebereich. Bevor Sie also ein Atelier, eine Werkstatt, Galerieräume oder dergleichen anmieten, prüfen Sie den Allgemeinzustand des Gebäudes:
Lassen Sie sich den Energiepass vorlegen und achten Sie auf Energieeffizienz im Gebäude, denn sonst drohen Ihnen unnötig hohe Betriebs- und Energiekosten. Günstig sind z.B. doppelt verglaste, moderne Fenster, sowie Dämmung an Dach, Keller und Wänden.
In Hinblick auf Betriebskosten und Emissionen stellt sich die Frage: Müssen die Räume so groß sein, oder reicht Ihnen auch eine kleinere Fläche?
Falls Sie die Räumlichkeiten erst noch selbst ausbauen müssen, achten Sie z.B. bei Bodenbelägen, Putz und Anstrich auf umweltfreundliche, recycelbare Materialien, und bei elektrischen Geräten (Beleuchtung, Lüftung etc.) auf geringen Stromverbrauch.
Prüfen Sie auch den Zustand der technischen Anlagen (z.B. Heizung, Aufzüge). Wie kompetent wird das Gebäude betreut und betrieben? Steht Ihnen ein Hausmeister oder Technischer Leiter als Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung, oder wird die Haustechnik lediglich von einem externen Facility Management betrieben?
Ist das Gebäude klimaresilient, also gut gegen Extremwetter geschützt (siehe unten)?
Und nicht zuletzt: Ist der Standort mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ohne Auto!) für Sie und Ihre Besucher*innen und Kund*innen gut erreichbar?

ZWISCHENNUTZUNG
Durch eine kulturelle Zwischennutzung können leerstehende Räumlichkeiten sinnvoll genutzt werden. Das Konzept ermöglicht eine passgenauere Vernetzung von Angebot und Nachfrage, leistet einen Beitrag zu Flächenrecycling statt weiter fortschreitender Zersiedelung, und gibt der geistigen Ressource Kreativität Raum.
Das hat für alle Beteiligten Vorteile: Brachliegende Ortszentren und Immobilien werden wiederbelebt, belebte Räume wirken ansprechender und lassen sich besser vermarkten, Ausstellungen und Veranstaltungen steigern den Bekanntheitsgrad der Location oder Immobilie und des/der Künstler*in, und eine möglichst lückenlose Nutzung hilft, Schäden (z.B. Vandalismus, Schimmel wegen mangelhafter Belüftung, Legionellen in stagnierenden Trinkwasserleitungen) zu vermeiden.
Nutzer*innen und Künstler*innen profitieren auch durch geringere Kosten (meist zahlt man nur die Neben-/Betriebskosten, also weniger als die marktübliche Miete), und Vermieter*innen sowie Immobilienbetreiber*innen können ihr Image verbessern, indem sie kulturelle Zwecke fördern.

EXTREMWETTER UND KLIMARESILIENZ DES GEBÄUDES
Wegen der fortschreitenden Klimakrise ist mit häufigeren und stärkeren Extremwetterereignissen zu rechnen: Hitzewellen, Sturzregen, Überflutungen, Waldbrände, Extremschnee, großer Hagel, etc. Wie können Sie Ihr Atelier oder Studio möglichst klimaresilient gestalten?

Lesen Sie hierzu ein Interview des VDI mit Dipl.-Ing. (FH) Bernhard Nimbach: "Unsere Gebäude wurden für ein Klima gebaut, das es nicht mehr gibt"

EXTREME NIEDERSCHLÄGE
Machen Sie es sich zur Gewohnheit, den Wetterbericht und die Unwetterwarnungen zu verfolgen, und schließen Sie eine Elementarschädenversicherung ab.
Rechnen Sie mit Hochwasser, und überlegen Sie, wo das Wasser herkommen könnte (z.B. von hochwasserführenden Gewässern in der Nähe, durch Sturzregen oder anhaltenden Starkregen, vom Hang oberhalb, eine leicht abschüssige Straße entlang, oder als Abwasser von unten aus der Kanalisation…) und wo das Wasser ins Gebäude eindringen könnte (undichtes Dach, Flachdach oder Dachfenster, Tiefgarage, Tiefgarageneinfahrt, Kellerfenster, Lichtschacht, Leitungsdurchführungen, Innenhof, etc.).
Regenrinnen, Gullys, Ablaufrinnen sowie Notabläufe bei Flachdächern sollten Sie regelmäßig reinigen. Sichern Sie Gegenstände wie Mülltonnen gegen Davonschwimmen.
Achten Sie auf sichere Lagerung, besonders im Keller und Erdgeschoß. Es hilft oft schon ein wenig, wenn Sie Sachen auf alte Europaletten aufbocken, in Plastikboxen stellen, wasserdicht verpacken, und Wertvolles wie z.B. Archivmaterial woanders lagern.
Vorsicht - in überfluteten Kellern besteht Stromschlaggefahr!
Sie werden im Fall eines Wasserschadens mindestens eine (Tauch-)Pumpe, einen Nass-Sauger, Schaufeln, Gummistiefel, ausreichend lange Verlängerungskabel und Schläuche benötigen, später Trocknungsgeräte.

STURM, SCHNEE UND HAGEL
Prüfen Sie, ob bei Starkwind oder Tornados draußen etwas umfallen, abheben oder zum Geschoss werden kann. Sie sollten auch im Freien gelagertes Material und Kunstwerke wie Brunnen, Skulpturen, Leuchtkästen oder Neonschriftzüge rechtzeitig vor Hagel und Sturmschäden schützen.
Halten Ihre Fenster, v.a. Dachfenster, tennisball-großen Hagelkörnern stand? Unter Umständen können Jalousien den Hagel etwas abfedern.
Schließen Sie ggf. die Fensterläden und fahren Sie Markisen ein.
Hält Ihr Dach großen Schneelasten stand? Schaufeln Sie Flachdächer rechtzeitig ab.

HITZE UND FEUER
Hat Ihr Gebäude einen guten Sonnenschutz? Dieser hilft gegen Einstrahlung und große Hitze. Tipps siehe unten (Klimatisierung).
Verlegen Sie anstrengende Arbeiten in die kühleren Tageszeiten. Machen Sie eine Siesta und trinken Sie ausreichend Wasser.
Besteht in Ihrer Gegend Waldbrandgefahr? Haben Sie Rauchmelder und Feuerlöscher?

NOTFALL
Vorrangig Menschenleben retten, nicht irgendwelche Sachen!
Legen Sie eine Notfalltasche an, die Sie leicht mitnehmen können.
Überlegen Sie, was Sie retten wollen und wie Sie das wohin transportieren können.
Fotografieren und dokumentieren Sie Ihre Arbeit. Sichern Sie Ihre Daten regelmäßig und bewahren Sie diese räumlich getrennt vom Computer an einem sicheren Ort auf.
Wer hilft Ihnen (und wem helfen Sie) im Notfall? Freunde/Freundinnen, Nachbar*innen, Verwandte, Kolleg*innen? Können Sie mit örtlichen Bauunternehmen und Handwerksbetrieben Absprachen treffen?

STROMAUSFALL
Bedenken Sie die Folgen eines Stromausfalls: keine Beleuchtung, die Hebeanlage fällt aus, der Aufzug geht nicht, die Pumpe funktioniert nicht, es gibt kein fließendes Wasser…
Sorgen Sie vor: Lagern Sie einen Wasservorrat ein, besorgen Sie Taschenlampen, Kerzen und Feuerzeuge, ein Solarladegerät, ggf. ein Notstromaggregat.

MIKROKLIMA
Pflanzen jeder Art, besonders aber große Bäume, kühlen und wirken bei starken Niederschlägen wie ein Schwamm. Sie können z.B. das Flachdach oder den Innenhof begrünen, eine Baumpatenschaft übernehmen, bei Hitze einen Straßenbaum gießen (hierzu Brauchwasser sammeln), und wo immer möglich Flächen entsiegeln und Pflanzkübel aufstellen.
Wenn möglich, legen Sie einen Komposthaufen an. Sammeln Sie Teeblätter und Kaffeesatz, sie ergeben guten Dünger.
Wenn Sie Dach und Fassade weiß streichen, heizen sie sich weniger auf und strahlen auch weniger Hitze ab.
Vielleicht ist es möglich, in Ihrer Straße ein paar Parkplätze in einen Minigarten oder in einen Pop-up-Biergarten zu verwandeln?


2. ENERGIE UND WASSER

Bitte fallen Sie nicht auf das Greenwashing verschiedender Anbieter herein:
- Erdgas, Erdöl und Kohle sind alles andere als " nachhaltig" oder "klimaneutral", denn bei der Verbrennung entsteht CO2;
- Erdgas, Erdöl und Kohle werden lediglich zu Werbezwecken als "natürlich", "grün" oder "öko" etikettiert, weil das vage positiv klingt, und weil sie aus dem Erdboden geholt werden - was allerdings meistens mit immenser Umweltzerstörung verbunden ist;
- Atomstrom ist wegen der Risiken (siehe Tschernobyl, Fukushima u.a.) und der ungelösten Entsorgung radioaktiver Abfälle überhaupt nicht "nachhaltig", und da die Ressourcen für die Brennstäbe erst abgebaut, verarbeitet und transportiert werden müssen, entstehen auch hier produktions- und transportbedingte CO2-Emissionen.

STROM
Beziehen Sie schon Ökostrom? Falls nein, steigen Sie bitte so schnell wie möglich auf Ökostrom um. Denn Stromproduktion aus fossilen Brennstoffen (Kohle, Gas, Öl) erzeugt CO2 und belastet das Klima. Und auch Atomstrom ist nicht "grün", denn die Entsorgung radioaktiver Abfälle bleibt ein ungelöstes Problem, und es besteht immer das Risiko von GAUs.
Wenn möglich, können Sie Photovoltaik installieren (auf dem Dach oder als "Balkonkraftwerk"). Kleine Solarladegeräte liefern Energie für Geräte wie Handys, Tablet, Powerbanks, Kameras etc.
Am besten ist es allerdings, Strom zu sparen:
Gewöhnen Sie sich an, das Licht nach Verlassen des Raums konsequent auszuschalten, und ersetzen Sie ausgediente Glühbirnen durch Energiesparlampen / LED.
Es lohnt sich oft, defekte (!) alte Stromfresser durch energieeffiziente Neugeräte (Effizienzklasse A/B) zu ersetzen. Bitte berücksichtigen Sie hier aber auch die Energie und die Rohstoffe, die in die Herstellung des alten bzw. neuen Geräts eingeflossen sind.
Den genauen Verbrauch können Sie mit einem Stromzähler ermitteln, den Sie zwischen Gerät und Steckdose anbringen (Kosten ca. 20,- Euro, Stand 12/2022) - Sie werden einige Überraschungen erleben.
Wenn Sie nicht benötigte Geräte nur bei Bedarf einschalten (etwa den Computer, WLAN/Router, Drucker, Wärmeplatten, elektrische Druckpressen, Untertischboiler, Lüftungsgeräte), und Maschinen nach Gebrauch und bei Abwesenheit ausschalten, sparen Sie ebenfalls Strom.
Den Standby-Betrieb sollte man vermeiden; das geht, indem man Geräte vollständig vom Netz trennt (aussteckt), oder Steckdosenleisten mit Master-Schalter benutzt und diese nach Gebrauch wieder ausschaltet.
Und selbst wenn es hier strenggenommen um den Kulturbetrieb geht - in Ihrer Kaffeeküche ebenso wie zuhause gilt es Sparpotenziale zu nutzen, wenn Sie die Kaffeemaschine nur wenn nötig einschalten, die Spül- (und Wasch-) maschine nur voll beladen laufen lassen, beim Kochen Topfdeckel benutzen, das Wasser im Wasserkocher erhitzen (braucht weniger Strom als der Herd) und nur so viel Wasser erhitzen, wie benötigt wird. Eine Mikrowelle braucht weniger Strom als der Backofen. Wenn Sie den Backofen benutzen, minimieren Sie den Wärmeverlust: selten öffnen, und erst die Pizza oder den Braten zubereiten, dann gleich im Anschluss die Plätzchen oder den Kuchen. Darüber hinaus können Sie ohne großen Komfortverlust auf den Fön, Klimageräte, Wäschetrockner, Bügeln, Festbeleuchtung und Outdoor-Weihnachtsdekoration verzichten.

HEIZUNG
Rüsten Sie wenn möglich Ihre Heizung auf regenerative Energieträger um, und heizen Sie nicht mit fossilen Brennstoffen wie Heizöl, Kohle, Erdgas.
Ihre Heizkosten können Sie senken, indem Sie kurz stoßlüften, statt das Fenster stundenlang gekippt zu lassen, und wenn Sie konsequent alle Fenster und Türen schließen, während die Heizung läuft.
Darüber hinaus hilft es, wenn Sie zugige Fenster und Türen abdichten (mit Tesamoll, oder einer Zugluftwurst - einfach selber gebastelt aus einer alten Strumpfhose, die mit Stoffresten ausgestopft wird).
Es hilft auch ein wenig, reflektierende Folie hinter die Heizkörper zu kleben.
Abends, nachts und bei Abwesenheit die Jalousien herunterzulassen oder Fensterläden zu schließen, spart ebenfalls Heizkosten.
Regeln Sie den Thermostat herunter: Man kann auch bei 18-19 Grad gut arbeiten, wenn man einen dicken Pullover und warme Socken anzieht. Wenn Sie nicht da sind, sollten Sie den Heizungs-Thermostat weiter herunterdrehen (ca. 16 Grad Raumtemperatur) oder bei längerer Abwesenheit ganz ausschalten (Frostschutz-Einstellung).
Bei älteren Gebäuden könnten Sie den Vermieter bitten, zugige Fenster mit schlechter Verglasung auszutauschen, für eine bessere Wärmedämmung zu sorgen, etc..

KLIMATISIERUNG
Bei Kälte: siehe oben (Heizung).
Bei Hitze:
Sorgen Sie für Sonnenschutz - schließen Sie die Jalousien oder Fensterläden, stellen Sie Schirme auf, spannen Sie Sonnensegel, oder improvisieren Sie und stellen einfach große Pappen vors Fenster.
Tagsüber hilft ein Ventilator, der wesentlich weniger Strom verbraucht als eine Klimaanlage. Und: Türen zu, wenn die Klimaanlage läuft!
Nutzen Sie im Sommer die Nachtauskühlung mittels Querlüftung.

WASSER UND WARMWASSER
Es ist generell sinnvoll, Wasser zu sparen; in viele Regionen Deutschlands herrscht bereits Wassermangel, wie im Sommer 2022 beispielsweise am extrem niedrigen Rheinpegel zu sehen war. Gewöhnen Sie sich an, Brauchwasser in einem Eimer zu sammeln und damit Pflanzen zu gießen oder die Toilette zu spülen.
Rüsten Sie die Warmwasserbereitung auf regenerative Energieträger um.
Warmwasser zum Händewaschen ist außer in manchen medizinischen Bereichen im Allgemeinen völlig unnötig. Schalten Sie Untertischboiler etc. aus. Stellen Sie Einhebelmischer nach rechts (blau = kalt), regeln Sie die Temperatur an Armaturen mit Sensor ebenfalls auf kalt herunter.
Und falls Sie an Ihrer Arbeitsstätte duschen: Reduzieren Sie den Wasserstrahl (Sparduschkopf), die Temperatur und die Duschdauer; verfahren Sie zuhause ebenso und verzichten Sie auf Wannenbäder.

Und allgemein: Kompensieren Sie den CO2-Ausstoß all Ihrer Aktivitäten, z.B. bei Atmosfair. Solche Spenden sind auch steuerlich absetzbar.


3. VERKEHR UND TRANSPORT

Wenn Sie zu Messen, Ausstellungen und Terminen unterwegs sind, können Sie viele transportbedingte CO2-Emissionen vermeiden, indem Sie das Auto stehenlassen, statt dessen möglichst viel zu Fuß gehen, mit dem Rad fahren, oder den ÖPNV benutzen (Zug, Bus, Tram, U-Bahn, S-Bahn). Es lohnt sich nicht zuletzt aus Kostengründen, notwendige Transporte mit Auto, Bus oder LKW zu bündeln (z.B. Sammeltransporte zu Ausstellungen von Kunstvereinen, für den musealen Ausstellungsleihverkehr, oder zu Messen und Tagungen).
Im Vergleich zu weiten Autofahrten und Kurzstrecken- oder Inlandsflügen braucht die Bahn meist kaum länger - als Beispiel: München-Düsseldorf in knapp 5 Stunden. Wenn Sie nicht nur die reine Flugzeit, sondern auch den Weg zum und vom Flughafen, das Schlangestehen beim Check-in und am Gepäckband einrechnen, sind Sie schon fast genauso lang unterwegs. Aber im Zug ersparen Sie sich Stau und Stress, die ganzen lästigen Kontrollen, und können entspannt arbeiten, lesen, Musik hören oder schlafen - mit einer BahnCard50 gar nicht mal so teuer. Fernbusse sind ebenfalls eine umweltfreundliche und bequeme Alternative.
Da auch der ÖPNV CO2-Emissionen verursacht, sollte letztlich jede Fahrt auf ihre Notwendigkeit hin geprüft werden - sofern möglich, können Sie auch telefonieren oder Videokonferenzen abhalten.
Bei Ihren eigenen Veranstaltungen können Sie Kund*innen und Besucher*innen dazu animieren, mit dem ÖPNV zu kommen, indem Sie Informationen routinemäßig mit dem Hinweis versehen, wie der Veranstaltungsort mit den Öffentlichen erreichbar ist, oder bei Großveranstaltungen Shuttles vom nächsten Bahnhof organisieren.

Wenn Sie nicht ohne eigenes Auto auskommen, sollten Sie abwägen, wie viel Sie überhaupt fahren (müssen): Da die meisten Autos die meiste Zeit über ungenutzt herumstehen, könnte sich auch Carsharing für Sie lohnen. Ein Gebrauchtwagen existiert schon - ein Neuwagen muss erst unter hohem Ressourcenaufwand hergestellt werden. Wenn es ein Elektroauto ist, laden Sie es möglichst mit Ökostrom (Ökostromanbieter, PV auf dem Dach, Balkonkraftwerk, Batterie...). Die Ökobilanz aller Autos wird wesentlich besser, sobald mehr als eine Person darin unterwegs ist: Bilden Sie Fahrgemeinschaften, nehmen Sie öfters mal jemand mit.
Wenn schon, dann sollten Sie möglichst sprit- bzw. energiesparend fahren:
- vorausschauend, im Verkehr mitschwimmen,
- nicht rasen, auf der Autobahn freiwillig Tempo 100 einhalten,
- den Motor nicht im Stand laufen lassen, z.B. beim Warten, im Stau oder bei Bahnübergängen,
- Dachgepäckträger, Fahrradträger und Dachtransportboxen entfernen (Mehrverbrauch durch höheren Luftwiderstand),
- im Sommer und wegen des Luftwiderstands bei eher niedrigen Geschwindigkeiten Fenster aufmachen (statt Klimaanlage),
- auf Standheizung, Sitzheizung und sonstige Stromfresser verzichten,
- nicht benötigte Ladung aus dem Auto entfernen, um das Gewicht zu reduzieren.
Vermeiden Sie kurze Fahrten und planen Sie Ihre Touren so, dass Sie auf einmal gleich möglichst viel erledigen, statt für jede Kleinigkeit wieder neu loszufahren.
Hier finden Sie weitere Benzinspartipps vom ADAC.


4. KULTURBETRIEB

Im Kulturbetrieb gibt es inzwischen erfreulicherweise verstärkte Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit: Die Kulturstiftung des Bundes unterstützte in einem Pilotprojekt 19 Kultureinrichtungen verschiedener Sparten dabei, eine Klimabilanz zu erstellen und ihren CO2-Fußabdruck zu ermitteln. Museen wie das Münchner Lenbachhaus versuchen nun, ihren Leihverkehr zu bündeln und zu minimieren, schicken Mitarbeiter*innen ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Terminen oder nutzen Videokonferenzen, verzichten auf Printmaterialien wie Plakate, Flyer und Einladungen, und gestalten das Ausstellungsmobiliar (Black Boxes, Leuchtkästen, Monitore, Hängematerial, Sitzgelegenheiten etc.) so, dass es möglichst aus dem Bestand kommt und für zukünftige Präsentationen wiederverwendet werden kann. Darüber hinaus wird versucht, im Haus und mit Kooperationspartnern vorausschauend zu planen. Lange Ausstellungslaufzeiten helfen ebenfalls, Emissionen niedrig zu halten.
Auch der Bereich Catering bietet viele Möglichkeiten, für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen: saisonale, regionale, ökologisch erzeugte und fleischlose Produkte, der Verzicht auf Einwegmaterialien wie Pappteller, Plastikbesteck, Papierhandtücher und Einwegflaschen sowie eine konsequente Mülltrennung helfen. Künstler*innen aller Sparten können diese Maßnahmen direkt übernehmen.

Verkehrsbedingte Emissionen lassen sich auch durch verschiedene Online-Möglichkeiten vermeiden: Das Streaming von Vorträgen und Künstlergesprächen, Vernissagen oder Events wie Druckvorführungen und Performances ermöglicht Dritten von überallher eine Teilnahme ohne Anreise - zugleich sind Sie weltweit sichtbar. Hierzu funktionieren alle möglichen Plattformen, z.B. Zoom, Google Meet, MS Teams, Skype, WebEx, Facetime (je nach Bedarf). Es lohnt sich, für bessere Bild- und Tonqualität in eine brauchbare Webcam und evtl. ein Mikrofon zu investieren.
Inzwischen lassen sich auch ganze Ausstellungen online präsentieren. Und Sie können Kataloge, Filme, Fotos oder Informationsmaterial zum Download bereitstellen.


5. ANSCHAFFUNGEN

HIN ZU MEHR NACHHALTIGKEIT
Achten Sie bei jedem Kauf auf Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Klimaneutralität - aber Vorsicht, fallen Sie bitte nicht auf Greenwashing herein: Produkte beispielsweise, in denen ein Teil des Plastiks durch natürliche Materialien wie Holz oder Leder ersetzt wird, sind meistens erst recht nicht nachhaltig, weil sie sich nach Gebrauch nicht sortenrein trennen lassen, also nicht recycelt werden können, und dann deponiert oder verbrannt werden müssen. Genauso unglaubwürdig ist die werbewirksame Behauptung, ein Produkt oder eine Dienstleistung könne gar "klimapositiv" sein. Denn jegliche Herstellung, jede Nutzung von egal was belastet die Umwelt durch Ressourcen- und Energieverbrauch, Transport etc.. Besser ist es, gar nicht erst neu zu kaufen, Gebrauchtes zu bevorzugen und Dinge zu reparieren. Bevor Sie also Geld für neues Material oder Geräte ausgeben, sollte die erste Frage vor jeder Neuanschaffung lauten:

Brauche ich das wirklich? Geht's auch anders oder ganz ohne?

AUSLEIHEN, TEILEN, TAUSCHEN
Von Bohrmaschinen, Akkuschrauber und Werkzeug, über Wechselrahmen, bis hin zu Druckpressen, Brennöfen, Lieferwägen: Sie können alles mögliche mit Kolleg*innen und Nachbar*innen teilen, tauschen, gemeinsam benutzen, aber auch die "Bibliotheken der Dinge" nutzen (Infos auf den Webseiten der Kommunen). Anhänger, Bau- und Gartengeräte kann man oft auch beim Baumarkt ausleihen, statt sie zu kaufen. Auf lokaler Ebene könnten Sie eine lokale Tauschbörse nutzen oder neu starten. Wenn Sie etwas Bestimmtes suchen, hilft oft auch ein Aushang am Schwarzen Brett in Ateliergemeinschaften, Kunstakademien, Kunstvereinen oder Fachgeschäften.

SECONDHAND
Kleine und große Möbel wie Regale, Tische, Stühle, Rollwägen, Sackkarren, Papierschränke etc. bekommt man günstig, manchmal sogar kostenlos aus Firmenauflösungen, auf dem Wertstoffhof (besonders ergiebig sind die Container für Sperrmüll und Altholz), auf Flohmärkten, im Sozial-Kaufhaus oder Trödelladen (Hausrat und Geschirr), oder bei Haushaltsauflösungen.
Spezielle Utensilien wie Druckpressen, Walzen, Ätzwannen, Staffeleien etc. sind oft günstig gebraucht erhältlich von Kolleg*innen, aus Nachlässen, über Schwarze Bretter in Ihrem lokalen Kunstverein, Atelierhaus oder Fachgeschäft, manchmal auch auf ebay oder in den Annoncen von Fachpublikationen.

REINIGUNG, WARTUNG UND REPARATUREN
Sämtliche Geräte in Werkstatt und Atelier sollten regelmäßig gereinigt, inspiziert und gewartet werden. Das dient der Betriebssicherheit (v.a. bei Elektrogeräten) und spart Kosten. Sehr viele Fehlfunktionen sind auf Dreck zurückzuführen (verstopft, verklebt, eingetrocknet, eingerostet, etc.). Außerdem sollte man zunächst versuchen, alles zu reparieren, was irgendwie möglich ist. Dabei lernt man nicht nur eine Menge, sondern spart auch Ressourcen und Geld. Ein Stückchen Gaffertape wirkt übrigens oft Wunder! :)
Reparaturinitiativen und Repaircafés findet man hier.
Manche Abfallwirtschaftsbetriebe bezuschussen sogar Reparaturen von Elektrogeräten - es lohnt sich, nachzufragen.
Ein Buchtipp: Wolfgang M. Heckl, Die Kultur der Reparatur, München: Hanser 2013, erhältlich z.B. gebraucht bei ZVAB.

QUALITÄT LOHNT SICH
Wenn der Neukauf tatsächlich unvermeidbar ist, lohnt es sich, umweltfreundlichere und möglichst nachhaltige Varianten zu recherchieren.
Bei der Anschaffung von Material und Geräten sollten Sie auf folgende Kriterien achten:
- Ressourcen- und energiesparende Herstellung,
- Materialkreisläufe: Verwendung von recyclbaren und/oder natürlichen Materialien, z.B. Holz statt Plastik,
- Vermeidung von Verbundstoffen (siehe unten: Entsorgung),
- Verwendung von recyceltem Material (Altpapier statt neuem Papier, etc.),
- Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards in Produktion und Lieferkette.
Wichtig sind auch
- leichte Bedienbarkeit,
- Robustheit, Strapazierfähigkeit, Langlebigkeit,
- Ersatzteilverfügbarkeit,
- und dass sich die Dinge überhaupt reparieren und/oder updaten lassen!
Konkret könnten Sie zum Beispiel ein reparierbares Fairphone statt des neuesten herkömmlichen Smartphones kaufen; und dann reparieren, upgraden und nutzen Sie das Gerät so lange wie möglich.

MEIN TIPP: 3 BEISPIELE FÜR LOHNENDE QUALITÄT
An guten Wechselrahmen hat man jahrzehntelang Freude. Meine Rahmen halten seit mittlerweile über 20 Jahren, sind auch dank der mitgelieferten Transportverpackung praktisch unverwüstlich und sehr einfach zu handhaben. Die etwas höheren Anschaffungskosten im Vergleich zu Billigrahmen haben sich mehr als gelohnt.
Bei der Bildaufhängung ermöglichen professionelle Galerieschienen, robuste Schnüre und gute, verstellbare Haken stets neue Präsentationsformen an verschiedenen Orten. Sie lassen sich immer wieder neu kombinieren und bei Bedarf erweitern. Plus: Keine Mühsal mit Hammer und Nägeln, mit Bohrer, Dübeln, und Schrauben, keine Krater in den Wänden, Spachtelmasse und Dreck…
Für Pinsel und analog auch für anderes Material wie Druckwalzen gilt: Gutes Material erleichtert die Arbeit ungemein und hält bei richtiger Pflege viele Jahre lang. Also lieber gezielt in wenige, aber hochwertige Materialien investieren und alles gut in Schuss halten, als Geld für billigen Schrott auszugeben, der von Anfang an Ärger macht und nicht lange hält.


6. MATERIALVERBRAUCH

VERSCHWENDUNG
Nichts verkommen lassen: Vor dem Neukauf sollten Sie vorhandenes altes Material komplett verbrauchen, bevor beispielsweise ältere Farben eintrocknen, Linolplatten aushärten, oder das Papier vergilbt.
Fragen Sie sich: Muss das Material immer neu sein, oder kann man dafür etwas wiederverwenden? Die Rückseiten von Papierbögen, Fehldrucken, Folien, Kartons, Kupferplatten, Holz-Druckstöcken etc. lassen sich meist nochmal verwenden.

MATERIALPFLEGE UND LAGERUNG
Sorgsamer Umgang mit Material lohnt sich immer - es hält länger, man verbraucht weniger und spart somit bares Geld, Ressourcen und Nerven.
Gute Lagerung schützt Ihr Material und Ihre Geräte vor starker Sonneneinstrahlung, Hitze, Frost, Feuchtigkeit, Nässe, Insektenfraß etc.
Flüssigkeiten sollte man immer gut verschlossen aufbewahren, je nach Zusammensetzung in geeigneten Gefäßen, die nicht korrodieren, brüchig werden oder lecken. Es ist in dieser Hinsicht praktisch, immer einen Vorrat verschiedenartiger leerer Behälter bereitzuhalten.

FARBEN
Farbtuben und sonstige Behälter mit einem wasserfesten Marker mit dem Öffnungsdatum zu beschriften hilft zu erkennen, was als erstes verbraucht werden muss oder zu verderben droht.
Festsitzende Deckel, z.B. bei Ölfarben, eine Zeitlang in heißem Wasser einweichen, so dass sie sich lösen, oder die Tube kurz auf die Wärmeplatte legen. Notfalls helfen eine Zange oder ein Nussknacker.
Undichte Behälter mit Gaffertape abdichten, notfalls in kleine Marmeladengläschen umfüllen und beschriften.
Eitempera hält sich im Kühlschrank, und mit ein wenig Nelkenöl versetzt, wesentlich länger.

PAPIER
Für Papier werden ökologisch wertvolle Bäume gefällt, die Herstellung verbraucht viel Wasser und Chemikalien. Es ist also ein wertvolles Material - und so sollte es auch behandelt und gelagert werden: staubfrei, plan liegend, lichtgeschützt, trocken, geschützt vor Knicken, Wellen, Wasserschäden und Vergilben.
Beschädigtes Papier lässt sich retten, indem es lediglich an den Schadstellen möglichst knapp beschnitten und der gute Teil weiterverwendet wird (Resteverwendung der Streifen: siehe unten). Man kann auch vergilbte Bögen mit einer anderen Farbe grundieren. Nicht mehr benötigtes Papier oder solches mit kleinen Fehlern können Sie vor Ort dem Kindergarten oder der Schule schenken.
Nutzen Sie den bei verschiedensten Tätigkeiten anfallenden Verschnitt z.B. als Notizzettel, Lesezeichen, Grußkarten oder für Hinweisschilder.
Auch Makulatur und Fehldrucke kann man erneut überdrucken, für Collagen, als Postkarte etc. verwenden.
Verschnitt, Rückseiten oder Reste von Aquarell- und Büttenpapier eignen sich gut für Farbproben, Farbmuster oder zum Ausprobieren, wie sich die Farben darauf verhalten.

"REDUCE": SPARSAMKEIT
Materialien sind wertvolle Ressourcen, deshalb sollte man sie grundsätzlich sparsam benutzen, egal ob Papier, Farben, Lösungsmittel, Reinigungsmittel, Wasser oder Verpackungen.
Überprüfen Sie die voraussichtlich benötigte Materialmenge für Ihr Vorhaben: Entnehmen Sie beispielsweise nur so viel Farbe, Ton, Lösungsmittel etc., wie Sie sicher verbrauchen - man kann ja immer nochmal etwas hinzugeben.
Bei Projekten stellen sich Fragen wie: Muss es immer das ganz große Format sein? Eine kathedralengroße Installation? Soll die Auflage 50 betragen, oder genügen auch 25 Exemplare?
Verwenden Sie die Materialien bis zum letzten Rest, und entsorgen Sie sie erst, wenn sie restlos entleert oder irreparabel kaputt sind, oder nicht mehr weiterverwendet werden können.
Bei "Atelier-Fails": Wenn Bilder, Objekte oder Plastiken wirklich missraten sind, könnten Sie versuchen, Materialien wie Metall, Ton oder Wachs zu recyceln, oder die Leinwand umarbeiten, übermalen oder neu grundieren, mindestens aber den Keilrahmen retten und neu bespannen. Fehldrucke lassen sich auch zu Collagen, Lesezeichen, Grußkarten, Geschenkpapier o.ä. verarbeiten.
Stofflappen, Wischgaze oder Terpentin kann man, solange sie nur gering verschmutzt sind, ebenfalls noch mehrfach nutzen. Es gibt auch Services für Druckereien, die wiederverwendbare Stofflappen abholen, waschen, liefern.

TIPPS & TRICKS: IN STUFEN REINIGEN
Den Verbrauch an teurer Wischgaze für Radierplatten kann man minimieren, indem man beim Auswischen der Platten mit einem noch brauchbaren, benutzten Stück Gaze derselben Farbe beginnt, das vom vorigen Mal übriggeblieben ist, und dann sukzessive auf sauberere Gazestückchen umsteigt, und noch brauchbare, benutzte Gaze fürs nächste Mal aufhebt. Man kann sie verwenden, bis sie keine Farbe mehr aufnimmt.
Bei Lösungsmitteln wie Terpentin können Sie analog verfahren: Drei Schraubdeckelgläser mit Lösungsmittel befüllen; den von Ölfarbe stark verschmutzten Pinsel im 1. Schraubdeckelglas grob anlösen, im 2. Glas gründlicher auswaschen, und im 3. Glas die Endreinigung vornehmen. Danach mit Kernseife auswaschen und trocknen lassen. Mit allen weiteren Pinseln ebenso verfahren. Die 3 Gläser lassen sich gut verschlossen für die nächste Gelegenheit aufheben. Nach einiger Zeit setzt sich unten das Pigment ab - dann lässt sich das Lösungsmittel sogar nochmals vorsichtig in ein frisches Glas umfüllen; den Behälter mit "Farbschlamm" sollten Sie gut verschließen und im Giftmobil entsorgen.

TIPPS & TRICKS: NACHHALTIG DRUCKEN (COMPUTER-DRUCKER):
Computerdrucker sind zwar praktisch, aber auch teuer im Betrieb. Schalten Sie Ihren Drucker nur an, wenn Sie ihn gerade benutzen - sonst verbraucht er dauernd Strom.
Es ist billiger und umweltfreundlicher, recycelte oder Refill-Tonerkartuschen zu verwenden. Verbrauchte Tonerkartuschen können Sie am Wertstoffhof abgeben. Schwarzweißdruck ist billiger und umweltfreundlicher als 4/4farbiger Druck.
Wo immer es möglich ist, sollte man Altpapier und Recyclingpapier verwenden, und mit Papier überhaupt sparsam umgehen (muss man wirklich alles ausdrucken?). Für den Eigengebrauch können Sie z.B. auf die Rückseiten von bereits benutzten Papierbögen drucken. Die eignen sich auch gut für schnelle Notizen, als Schmierpapier oder Einkaufszettel. Drucken Sie nur wenn nötig auf neuem weißem Papier.
Die nötige Papiermenge lässt sich noch weiter reduzieren, wenn Sie vor dem Drucken Bilder entfernen, die Schriftgrößen und Zeilenabstände verkleinern, jeweils zwei Seiten auf ein Blatt drucken, und Papier beidseitig bedrucken.
Die Signatur am Ende Ihrer Mails könnten Sie noch um einen freundlichen Hinweis ergänzen, dass der Adressat sie nur wenn unbedingt nötig ausdrucken soll.



"REUSE": WIEDERVERWENDUNG

KREATIVE ZWECKENTFREMDUNG
So ziemlich alles, was im Haushalt als "Abfall" anfällt oder ausrangiert wird, lässt sich zweckentfremden und für Werkstatt oder Atelier benutzen.
WARNUNG: Lebensmittelbehälter und Getränkeflaschen sollte man keinesfalls für giftige Stoffe wie Reinigungs- oder Lösungmittel etc. verwenden! Alle solchen Behälter unübersehbar und eindeutig beschriften (inkl. Warnzeichen)!
Altpapier: Telefonbücher & samtig-weiches Papier (ideal: alte Kitschromane) eignen sich gut zum Auswischen von Radierplatten; alte Zeitungen eignen sich zum Abdecken, Verpacken, beim Drucken, oder geknüllt als Polstermaterial.
Aufbewahrung, groß: Nutzen Sie gebrauchte Umzugskartons, Pappschachteln/-kartons, stapelbare Obst- oder Bananenkisten, hölzerne Weinkisten etc..
Aufbewahrung, klein: Praktisch sind Keksbüchsen, Marmeladengläser, Joghurtbecher, Eiscremeboxen, Cremedosen, Zigarrenkistchen, Schuhschachteln, ausgediente Tupperware, Plastikbehälter mit Deckel...
Flüssigkeiten: Sammeln Sie leere PET-Flaschen, Flaschen mit Schraub-, Bügel- oder Ploppverschluss und Apothekenfläschchen. Die Kanister von "Aqua dest." sind gut geeignet, um Flüssigkeiten fürs Giftmobil aufzunehmen (z.B. verbrauchte Ätzlösung).
Kleidung und alte Schuhe dienen in der Werkstatt als Schutzkleidung. Flauschige alte Woll- oder Acrylkleidung taugt gut zum Auswischen von Druckplatten und nimmt erstaunlich viel Farbe auf. Stoffreste lasen sich umarbeiten zu Stiftrollen, Taschen, Mäppchen, Putzlappen etc..
Küchenutensilien jeder Art lassen sich gut zweckentfremden, z.B. Brettchen und Tabletts, Töpfe, Eimer, Wannen und Plastikschüsseln, Pfannenwender, Kochlöffel, Messer, hölzerne Essstäbchen, Trichter und Siebe, Steingutkrüge und henkellose Tassen, altes oder angeschlagenes Geschirr (auch für Atelierfeste). Mit Essstäbchen und Holzspateln kann man Farben umrühren, modellieren oder Tuben auskratzen.
Paletten muss man nicht kaufen - sie lassen sich aus flachen Käse- und Wurstverpackungen vom Supermarkt herstellen: abspülen, als Einwegpalette verwenden und zum Schluss, möglichst ohne Farbreste im Gelben Sack entsorgen.
Sprühflaschen, Spülmittel-, Duschgel- und Shampooflaschen kann man aufheben, ausspülen und wiederverwenden.
Trichter kann man aus den abgeschnittenen oberen Enden von Plastikflaschen herstellen.
Transport: Kartons aus dem Supermarkt kosten nichts und leisten gute Dienste; stapelbar und robust sind z.B. die meisten Obst- und Bananenkisten.
Verpackungs- und Versandmaterial kann man aufheben und immer wieder verwenden, z.B. Polster- und Füllmaterial wie Blisterfolien, Chips, Wellpappe, aber auch Blisterkuverts, kartonierte Buchversandtaschen, Papprollen, Planrollen und alle Arten von Pappkartons.
Wertstoffhof - eine Fundgrube für Nützliches wie z.B. funktionierende Kleingeräte und Lampen, Geschirr, Kleinmöbel wie Regale, Rollwägen, Tischchen, Bistrotische, Stühle, Sessel, Bürostühle, ganze Tischplatten, Plastikwannen, Weinkisten (stilvoll und robust), Korkuntersetzer, Holz für Druckstöcke aus dem Altholzcontainer, oder alte Umzugskartons.

"RETHINK": UMWELTFREUNDLICHE ALTERNATIVEN
Nach dem Verbrauch des alten, vielleicht weniger nachhaltigen Materials ist es Zeit für den "Phase-out". Farben, Säuren und Lösungsmittel sind meist das Giftigste in Atelier und Werkstatt, aber auch in anderen Bereichen gibt es Spielraum - hier einige Beispiele für den Umstieg auf nachhaltigere Möglichkeiten:
Druck von Flyern, Plakaten, Visitenkarten, Katalogen etc.: Eigentlich muss man das meiste gar nicht mehr drucken, sondern kann sogar ganze Kataloge als PDF im Open Access zum Download anbieten. Wenn es sein muss, sollte man bei der Auswahl der Druckerei auf einen umweltfreundlichen Anbieter achten (Verwendung von FSC-zertifiziertem oder Altpapier, sowie von ungiftigen Farben, mit EMAS-Zertifikat und nach Umweltstandard ISO 14001).
Druckplatten reinigen - das geht umweltfreundlich mit einer Mischung aus 2/3 Pflanzenöl, 1/3 Wasser und einem Schuss Geschirrspülmittel; Aufbewahrung z.B. in einer ausgedienten Shampoo- oder Duschgel-Flasche.
Druckstöcke für Hochdruck: Statt Linoleum oder Holzplatten neu zu kaufen, lassen sich auch Altholz, PVC-Reste, Milch-/Saftkartons oder dicker Pappkarton gut bearbeiten.
Essen / Coffee to go: Bringen Sie eigene Behälter oder Thermobecher mit. Wenn Sie Speisen zum Abholen bestellen, weisen Sie darauf hin, dass Sie eigene Behältnisse mitbringen werden und kommen Sie frühzeitig. Wenn etwas übrigbleibt, lassen Sie es sich einpacken (ganz idealerweise haben Sie sowieso einen Behälter dabei...) und nehmen Sie es mit heim.
Farben: Hier lohnt sich evtl. der Umstieg auf möglichst ungiftige Pigmente ohne Schwermetalle, auf (selbst angerührte?) Eitempera und Ölfarbe statt Acryl und Lack. Es gibt auch Bio-Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe, die ohne Mineralöl hergestellt werden.
Handreinigung: Feste Seifenstücke leisten gute Dienste und machen keinen Müll. Nachfüllbare Seifenspender können Sie mit selbst hergestellter Flüssigseife oder aus möglichst großen Nachfüllpacks auffüllen, um Plastikmüll zu vermeiden. Frische Teer-, Farb- oder Schmierölflecken lassen sich mit etwas Pflanzenöl oder Creme und einem weichen Tuch von der Haut reiben. Für die intensive Handreinigung hilft eine selbst hergestellte flüssige Mischung aus Spülmittel mit etwas Pflanzenöl, ggf. nehmen Sie noch etwas Kaffeesatz und/oder eine Nagelbürste zum Schrubben.
Keilrahmen/-leisten: besser kein Tropenholz, sondern nur Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern verwenden. Bei misslungenen Werken die Leinwand wenden, oder mit etwas Neuem übermalen, ggf. ganz entfernen und den Keilrahmen neu bespannen.
Leuchtmittel: Strom spart, wer von stromfressenden Glühbirnen auf verbrauchsarme LED umsteigt.
Lösungsmittel: Verzichten Sie möglichst auf Nitroverdünnung und Pinselenthärter; statt dessen genügen Terpentin und Kernseife, wenn man die Pinsel immer gleich nach Gebrauch gut reinigt (siehe oben und weiter unten).
Papier: Es gibt inzwischen auch erfreulich gute Künstlerpapiere aus Altpapier.
Plastiktüten und Papiertüten: Gewöhnen Sie sich an, immer ein bis zwei Stofftaschen oder Tüten dabeizuhaben. Dann müssen Sie im Geschäft keine kaufen und sparen wertvolle Ressourcen. Wenn Sie Material kaufen, nehmen Sie ein paar alte Bäckertütchen mit - ideal für Kleinkram wie einzelne Stifte, Farbtuben, Radiergummis etc..
Reinigungsmittel: Alle benötigten Putzmittel wie Glasreiniger, Haushaltsreiniger etc. kann man ohne harte Chemie selber mixen und in entleerte, ausgespülte Behälter und Sprühflaschen abfüllen. Tipps zur Herstellung z.B. hier und hier.
Stoffhandtücher sind quasi unendlich oft waschbar und, wenn völlig abgenutzt, immer noch als Putzlappen verwendbar.
Tiefdruck: Statt Kupferplatten (Rohstoffgewinnung, Gewässerschutz, Anschaffungspreis!) "drucken" z.B. auch die Innenseiten von Tetrapak-Tüten (Milch, Saft) oder Kunststoffplatten. Mit Sandpapier kann man einen Aquatinta-ähnlichen Effekt erzielen, das funktioniert auch auf nichtmetallischen Flächen (z.B. Kunststoff, Verbundkarton), und zwar ganz ohne Chemie (Säure, Spiritus, etc.).
Wattestäbchen nur mit Papierschaft (statt Plastikschaft) und immer sparsam verwenden, da die Baumwollproduktion mit hohem Wasserverbrauch, Pestizideinsatz und oft auch Kinder- oder Zwangsarbeit einhergeht.
Zellstoff: Küchenkrepp, Toilettenpapier und Taschentücher gibt es aus Altpapier, dafür müssen dann keine Bäume gefällt werden. Statt Küchenkrepp kann man auch alte Stoffreste verwenden und waschen.

UMWELTSÜNDEN

PINSEL EINTROCKNEN LASSEN
und dann wegwerfen, oder mit aggressiven Lösungsmitteln einweichen, um sie wieder nutzbar zu machen - so eine Sauerei macht mich fast sprachlos. Pinsel muss man immer umgehend nach Gebrauch gründlich und schonend mit geeigneten Lösungsmitteln reinigen, vorsichtig in Form bringen, in einem Glas stehend mit der Spitze nach oben (!!!) oder an der Leine hängend trocknen. Selbst stark strapazierte, abgenutzte und aus der Form geratene Pinsel können noch nützlich sein - etwa beim Malen mit kleinen Kindern, zum Auftragen von Abdecklack, beim Ätzen von Druckplatten, Abwedeln von Staub etc..

MIKROPLASTIK
Mikroplastik gehört schleunigst verboten! Herkömmliche abrasive Handreinigungsmittel und leider auch viele Putzmittel aus Drogerie und Supermarkt enthalten dieses umweltschädliche Material als Peelingkörper. Die Plastikpartikel gelangen dann über das Abwasser via Klärschlamm auf Felder und in Gewässer. Dort haben sie katastrophale Auswirkungen. Dabei gibt es wirkungsvolle und umweltschonende Alternativen: Für die Hände genügt Sägemehl (vom Schreiner) oder getrockneter Kaffeesatz, für Flächen nimmt man Kreide- oder Steinmehl, oder eine Handvoll Sand.

ZUSÄTZE FÜR ACRYLMALEREI ETC.:
Struktur- und Glitzerpasten sowie Patina für Acrylmalerei etc. liegen zwar im Trend, aber enthalten Mikroplastik und/oder giftige Chemikalien. Also Finger weg! Ein gutes Bild hat keine billige Effekthascherei mit Mikroplastik oder chemischer Patina nötig.

VERBUNDSTOFFE
Meiden Sie Verbundstoffe, z.B. aus Papier + Kunststoff (Verpackungen wie z.B. Tetrapak) oder Metall + Kunststoff (in Geräten, Kabeln, Rohren!). Verbundstoffe sind oft miteinander verklebt oder verschmolzen und lassen sich kaum oder gar nicht trennen, geschweige denn recyceln. Sie werden deshalb entweder deponiert, exportiert oder verbrannt.

CHEMIKALIEN IN DEN AUSGUSS SCHÜTTEN
... ist verboten, da extrem umweltschädlich, und Sie riskieren größere Schäden an den Abwasserrohren. Bitte sammeln Sie schädliche Flüssigkeiten in geeigneten Behältern, beschriften Sie diese deutlich, und geben Sie sie als Sondermüll beim Giftmobil ab. (Info bei Ihrer Kommune oder Ihrem lokalen Entsorger)

SUV FAHREN
DEN MOTOR IM STAND LAUFEN LASSEN
KURZSTRECKE FLIEGEN
- ohne Worte…


7. RECYCLING UND ENTSORGUNG

WAR DAS KUNST, UND KANN DAS WEG?
Überlegen Sie bitte vorher, was schlussendlich aus einem Kunstwerk wird, ob Bild oder Installation: Schon ein herkömmliches Acrylgemälde ist eigentlich Sondermüll, nämlich ein nicht recycelbarer Mix aus Holzleisten, metallenen Klammern und Nägeln, grundierter Leinwand, Öl-/Acrylfarbe, diversen Pasten und Hilfsmitteln, oft auch Mikroplastik (Glitzer) und giftigen Chemikalien (Patina, Metalloxide, etc.).
Bitte achten Sie auf eine gründliche Mülltrennung nach allen Stoffen, die sich irgendwie recyceln lassen: Papier und Kartonagen, Metall (Dosen, Alu...), Kunststoffe, Biomüll und Kompost (Komposthaufen im Innenhof oder Garten anlegen!), Restmüll.
Wertstoffhöfe nehmen alles andere: Glas, Holz, Kork, Textilien und Schuhe (sofern sie nicht weiter von Ihnen verwertet werden, siehe oben), Keramik und Bauschutt, Tonerkartuschen, Elektrogeräte, Kühlschränke, Kabel, Akkus und Batterien, Leuchten und LEDs, Sperrmüll, Styropor, usw. (Infos im Rathaus oder bei Ihrem kommunalen Abfallwirtschaftsbetrieb).



SONDERMÜLL GEHÖRT INS INS GIFTMOBIL!
Giftige Materialien wie Farbreste, Lacke, Sprays, Lösungsmittel, Säure vom Ätzen, sowie sonstige obskure Restchen sind Gefahrstoffe und gehören keinesfalls in den Ausguss oder Restmüll!
Sie sollten solche Stoffe separat und gut verschlossen aufbewahren und beim Giftmobil abgeben. Flüssiges bitte nicht mixen oder zusammenschütten, das könnte gefährliche chemische Reaktionen geben. Flüssigkeiten sollten Sie zusätzlich in eine wasserdichte, robuste Wanne stellen, falls das Behältnis zu lecken beginnt.
(Info zu den Giftmobil-Terminen im Rathaus oder bei Ihrem kommunalen Abfallwirtschaftsbetrieb.)


NACHLÄSSE
Wohin mit dem künstlerischen Nachlass? Hierüber informiert z.B. der Bundesverband Künstlernachlässe.
Noch brauchbares Material können Sie an Dritte weitergeben: Informieren Sie z.B. Kolleg*innen mit der Bitte um Weiterverteilung an ihr Netzwerk, informieren Sie örtliche Kunstvereine (mit der Bitte um Weiterleitung an Mitglieder), machen Sie Aushänge an Anschlagtafeln und Schwarzen Brettern (in Akademien, VHS, Kulturzentren, Kunstvereinen, Museen, etc.), schalten Sie Kleinanzeigen in Kunstmagazinen und lokalen Medien.
Spenden Sie Papier, Scheren, Kleber, Bastelmaterial und ungiftige Farben an Kindergärten und Schulen.
Lithographie- und Tiefdruckpressen finden oft noch Verwendung z.B. an Schulen, Volkshochschulen, Museen, oder in Atelierhäusern.


8. ARBEITSSCHUTZ

Last but not least: Bitte achten Sie auch auf Ihre Sicherheit und Gesundheit:
- Feuerlöscher bereithalten,
- Schutzbrillen und Atemmasken verwenden,
- Sicherheitsschuhe, Schutzkleidung und Handschuhe verwenden,
- für gute Belüftung sorgen
- und immer mal Pausen machen.


9. DANK

Ich danke für viele nützliche Hinweise und Anregungen:
Carsten Borck, Michael Dillmann, Rose Fiedler, Veronika Flesch, Wolfgang M. Heckl, Karl Imhof, Bernhard Nimbach, Bernd Zimmer u.v.a..





Stand der Informationen: 01/2024
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